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Wenn der Zufall zum
Paten des Fortschritts wird, oder:

ZELTWEGS ENTWICKLUNG ZUM
GEFRAGTEN WIRTSCHAFTSSTANDORT


Zeltweg ist eine gewachsene Industriestadt. Neben den zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen waren vor allem die Industriebetriebe richtungsweisend für den Weg, den die Stadt in wirtschaftlicher Hinsicht eingeschlagen hat. Nachfolgend ein grober historischer Überblick:
 

Ursprünglich war das heutige Stadtgebiet Zeltwegs vorwiegend bäuerlich geprägt. Ersten Aufschwung erlebte der Ort im 16. Jahrhundert mit der Murflößerei. Bis ins 18. Jahrhundert setzte folglich steter Zuzug ein, wodurch sich Zeltweg nach und nach auch räumlich vergrößerte.

Initialzündung

Den bedeutendsten Antrieb für die weitere Entwicklung hin zu jenem wirtschaftlichen Knotenpunkt, wie wir ihn heute kennen, lieferte die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende industrielle Revolution. Der Schlesier Graf Hugo Henckel von Donnersmarck fasste damals nämlich den Entschluss, in der Nähe von Fohnsdorf, seinem Kohlebezugspunkt für sein Eisenwerk in Wolfsberg, ein Hüttenwerk zu errichten, da ihm der Transport ins Lavanttal zu kostspielig war. Dass er seinen Betrieb letztlich auf dem heutigen Zeltweger Gemeindegebiet errichtete, ist Zufall und dem Umstand zu verdanken, dass der Besitzer des Judenburger Eisenwerks, Carl Mayer, Konkurrenz witterte und Donnersmarck durch Aufkäufe von Wasserrechten und Gründen immer weiter murabwärts, in die Nähe der Mündung der Pöls in die Mur, verdrängte.

Gelungener Start

Nach etwa 16-monatiger Bauzeit war die „Hugohütte“ Henckel-Donnersmarcks schließlich errichtet und konnte im Dezember 1852 in Betrieb genommen werden. Die gesteigerte Nachfrage nach Eisenbahnmaterial und Maschinenteilen führte bis 1869 zu zahlreiche Erweiterungen, welche nach Verkauf der Anlage an die die Steirische Eisenindustrie-Gesellschaft (STEG) fortgeführt wurden. Auch entstand in dieser Zeit (1871) ein neues Hüttenwerk, die „Bessemeranlage“, von deren Existenz heute nur mehr der ehemalige Beschickungsturm, besser bekannt als „Wasserturm“, zeugt. 1881 schließlich ging das gesamte Unternehmen aufgrund schlechter Absatz- und Marktverhältnisse in die neu gegründete Österreichisch-Alpine Montangesellschaft (ÖAMG) über.

                                                  


Am Puls der Zeit
Durch diverse Umstrukturierungen und Investitionen erfuhr der Betrieb trotz einiger Zäsuren wie den Ersten Weltkrieg oder die Weltwirtschaftskrise bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eine positive Entwicklung. Und sobald es die Rahmenbedingungen nach dem Ende der NS-Diktatur zuließen, setzten im ab 1946 verstaatlichten Betrieb Modernisierungsmaßnahmen und eine Neuausrichtung ein. 1973 gipfelte dies im Zusammenschluss der ÖAMG mit der VOEST zur VOEST-Alpine. Heute haben sich aus diesem Konzern mehrere eigenständige Firmen gebildet, welche allesamt immer noch ihren Sitz in der Zeltweger Alpinestraße haben und in ihren Bereichen in der Zwischenzeit zu globalen Marktführern aufgestiegen sind.


Wichtige Begleitumstände

Dass die Eisenwerke in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts generell eine derartige Hochkonjunktur erleben konnten, ist eng verknüpft mit dem Ausbau der Verkehrswege, in erster Linie der Eisenbahn. Auch Zeltweg profitierte davon enorm. Die 1868 eröffnete Teilstrecke der Kronprinz-Rudolf-Bahn St. Michael – Villach verlief direkt durch den Ort, das Henckel-Donnersmarck’sche Eisenwerk war daran mittels Stichgleis angebunden. Die Zweigbahn Zeltweg – Fohnsdorf nahm etwa eineinhalb Jahre später ihren Frachtbetrieb auf; 1893 wurde auch ein Personenverkehr eröffnet. Um 1900 gehörte Zeltweg schließlich zu den bedeutendsten Bahnknotenpunkten der Region.

Weitere Betriebsansiedelungen

Diese gute Verkehrsanbindung, welche Zeltweg bis heute erhalten blieb, führte letztlich dazu, dass auch andere Unternehmen im Gemeindegebiet ansässig wurden. 1922 etwa errichtete die Zellstoff-Papierindustrie Frantschach AG im Kreuzungsbereich Bahnhofstraße/Feldgasse eine Fabrik für Großsäcke. Mit Maschinen aus teilweise eigener Konstruktion produzierte man hauptsächlich für die Zementindustrie. Heute ist dieses Werk, welches seinen Standort mittlerweile in die Bahnhofstraße 3 verlegt hat und dem Mondi-Konzern angehört, führend auf dem gesamten Gebiet der Verpackungstechnik.

 

Auch die Ansiedelung der Österreichischen Draukraftwerke (ÖDK) mit einem Dampfkraftwerk in den 1960er-Jahren sei an dieser Stelle beispielhaft angeführt. Bis zu seiner Schließung im Jahr 2001 wirkte dieses nämlich wesentlich an der gesamtösterreichischen Elektrizitätsversorgung mit.

 

Alle diese großen sowie die vielen kleinen und mittleren Betriebe, welche sich im Laufe der Zeit im Gemeindegebiet niedergelassen haben, trugen maßgeblich dazu bei, dass sich die einst bäuerlich geprägte Siedlung zu einer Stadt entwickelt hat, die für die Wirtschaft wie für die Bevölkerung gleichermaßen attraktiv ist – und sie tun dies immer noch. Die gesamte Region profitiert von den mehr als 5.000 Arbeitsplätzen in Zeltweg und der sich daraus ergebenden Wertschöpfung. Die Förderung von Wirtschaft und Industrie sowie eine Forcierung von Betriebsansiedelungen werden von den Stadtverantwortlichen daher auch weiterhin vorrangig vorangetrieben.

 

Quellen:
Fournier, Gernot: Zeltweg. 1999. / Puschnig, Reiner: Zeltweg – 100 Jahre Gemeinde. Geschichte der Stadt. 1974. / Gröbl, Ingomar: private Aufzeichnungen.